In den Fünfzigerjahren betrieb der Firmengründer Ernst Lütolf-Ritz sen. die Malzfabrikation in den Räumlichkeiten der Mälzerei Hasler, Rheineck und begann als Nebengeschäft mit dem Trocknen von Getreide der Rheintaler Bauern.
In früheren Zeiten wurde das Getreide gemäht, zu Garben gebunden und damit wurden sogenannte Puppen erstellt. Erst bei vollkommener Trockenheit konnte das Getreide gedroschen und anschliessend ohne Gefahr aufbewahrt werden. Die Rationalisierung der Landwirtschaft, insbesondere das Aufkommen des Mähdreschers, machten dann eine künstliche Nachtrocknung des geernteten Getreides notwendig.
So kam Ernst Lütolf sen. schliesslich zu seinem eher seltenen Geschäft.
Ernst Lütolf-Ritz sen. gründete 1963 zusammen mit seinem ältesten Sohn Kurt die Einzelfirma E. Lütolf & Sohn. In der alten Mälzerei wurde eine neue Trocknungsanlage installiert. Es war damals die einzige Sammelstelle für inländisches Getreide in der Region, ja sogar eine der ersten Trocknungsbetriebe der Schweiz. Nebst dem Getreide der umliegenden Landwirte wurde auch Brotgetreide des Bundes getrocknet. Die Erstellung von weiteren Trocknungsanlagen in unmittelbarer Nähe der Produktionszentren setzte dann diesen Bundesaufträgen ein Ende und beschränkten das Einzugsgebiet auf das Rheintal und den Raum Rorschach.
Veraltete Betriebsabläufe und der lange Zufahrtsweg der Rheintaler Bauern veranlassten die noch junge Firma, sich nach einem anderen Standort umzusehen. Im Sommer 1969 konnte der Betrieb in den total umfunktionierten Gebäulichkeiten der Rheintalischen Gasgesellschaft in St. Margrethen aufgenommen werden. Mit der Standortwahl im internationalen Grenzbahnhof, und dem für damalige Verhältnisse ausreichenden Platzangebot für die Lagerung von Getreide in loser Schüttung, wurde aus dem einstigen Saisonbetrieb ein Ganzjahresgeschäft mit jährlich wiederkeherenden saisonalen Spitzen.
Für die zunehmenden Getreideimporte, und der stetig steigenden Nachfrage nach Siloraum in den siebziger Jahren, reichten die vorhandenen Kapazitäten schon bald nicht mehr aus. Auch waren die Gebäulichkeiten der ehemaligen Gasgesellschaft nicht wirklich für die Getreidelagerung konzipiert. Diese Entwicklung stellte die heutige Geschäftsleitung Ende der siebziger Jahre vor die Wahl, entweder mittelfristig vom Markt zu verschwinden oder mit einer Totalsanierung der bestehenden Anlagen den Betrieb für die Anforderungen der Zukunft zu wappnen.
Im Mai 1980 verstarb der Firmengründer Ernst Lütolf-Ritz an einer heimtückischen Krankheit im Alter von 67 Jahren. Die Planungsphase und den späteren Siloneubau konnte er leider nicht mehr miterleben. An seiner Stelle trug vermehrt der jüngere Sohn Ernst Lütolf Junior Verantwortung im Familienunternehmen. Ohne den eigenen Architekten im Hause hätte das zu dieser Zeit noch kleine Unternehmen niemals die Planung eines derart grossen Projektes in Angriff nehmen können.
Die beiden Lütolf Söhne entschieden sich für einen Neubau. Bereits im Juli 1980 wurde das erste Bauvorhaben eingereicht. Es entspann sich ein langwieriges Baubewilligungsverfahren mit sechsmaliger Änderung des Projekts. Im November 1984, also viereinhalb Jahre später, konnte dann der Spatenstich erfolgen. In der Zwischenzeit wurden umfangreiche Umbau- und Abbrucharbeiten in Angriff genommen. Trotzdem musste während der ganzen Bauphase der Betrieb der Firma gewährleistet bleiben. Dank der trockenen Witterung und dem tiefen Grundwasserspiegel konnte noch vor Weihnachten 1984 die Bodenplatte des Silogebäudes betoniert werden. In vier Gleitphasen, die erste Ende März, die letzte Ende Juni, wurden in Tag- und Nachtschichten die Silozellen hochgezogen. Es entstand in kurzer Zeit ein Silogebäude mit 31 x 22 m in der Grundfläche und 46 resp. 48 m Höhe. Bis zu 90 Mann im Tag verarbeiteten 400 Tonnen Armierungsstahl und 14’000 Tonnen Beton.
Im Jahre 1989 entschlossen sich Kurt und Ernst Lütolf auf Grund der günstigen Marktsituation, die Siloerweiterung zu wagen und das fehlende Drittel an den bestehenden Siloteil anzubauen. Wiederum wurde im Gleitschalungsbau rund um die Uhr betoniert, und der Rohbau konnte, fast unglaublich, in nur acht Tagen hochgezogen werden.
Die Firma Lütolf AG ist spezialisiert für die Logistik von losen, gesackten und flüssigen Gütern.
Als Getreide Logistikcenter bietet die Lütolf AG ihren Kunden einen ausgezeichneten Service im Handling und Lagern von Getreide, Ölsaaten, Stärke, Proteine, Zucker, Zuckerrübenschnitzel, Schroten und Holzpellets
Für Landwirte aus der Region betreibt die Lütolf AG seit ihrer Firmengründung eine Sammelstelle für inländisches Mahl- und Futtergetreide. Dabei bietet sie ihren Kunden eine langjährige Erfahrung und Wissen im Reinigen und Trocknen an. Heute werden alle Label Produkte angenommen. Des Weiteren werden die guten Beziehungen als Vermittler zwischen Landwirt und Mühle genutzt und mittels Anbauverträgen wird den Landwirten ein fairer Handel mit landwirtschaftlichen Produkten garantiert.
Als weiterer Geschäftszweig wurde mit kompetenten Partnern in den letzten 20 Jahren die Betriebssparte „Herstellung von flüssigen und festen Halbfabrikaten“ aufgebaut.
Mit der Gründung der Lütolf Spezialitäten AG vertreibt das Tochter-Unternehmen der Lütolf AG erfolgreich die beliebten Ribelmais Chips. Sie hat sich das Ziel gesetzt, die Ribelmais Chips und verschiedene andere regionale Mais Spezialitäten in der ganzen Schweiz bekannt zu machen und zu vertreiben.
Seit 2018 ist Christian Lütolf der Nachfolger von Ernst Lütolf und übernimmt somit die Geschäftsleitung der Lütolf AG. Sein jüngerer Bruder Marc Lütolf ist als Siloleiter verantwortlich für einen reibungslosen Ablauf in der Produktion. Ernst Lütolf ist weiterhin zuständig für neue Projekte und unterstützt die beiden Neffen mit vollem Elan. Die Herren Lütolf sind überzeugt, dass die Firma auch in Zukunft erfolgreich wirtschaftet.